Ich weiß, wie es sich anfühlt, "anders" zu sein
Denn ich bin Autistin und war immer anders. Ausgrenzung und Mobbing haben mich meine gesamte Schul- und Ausbildungszeit begleitet. Und ich möchte, dass das anderen erspart wird!
In der 11. Klasse habe ich die Schule abgebrochen, weil ich das ständige Mobbing nicht mehr ertragen konnte
Damals wusste ich noch nicht, dass ich Autistin bin, und hatte bereits 10 Jahre an Ausgrenzung, Ablehnung, Mobbing und teils fatalen Missverständnissen im Umgang mit anderen Menschen erdulden müssen. Mein Selbstwertgefühl hat stark gelitten und ich wurde immer unglücklicher.
Nach der 10. Klasse konnte ich endlich die Schule wechseln, doch wurde es auf der neuen Schule nicht besser. Auch fürchtete ich wegen nachlassender Noten wohlmöglich das Schuljahr am Ende wiederholen zu müssen, was bedeutet hätte noch ein zusätzliches Jahr Mobbing ertragen zu müssen. Ich bekam Selbstmordgedanken. Der Schulabbruch war sogesehen die weniger radikale Lösung aber dennoch ein radikaler Einschnitt in meinem Leben, der mein Selbstwertgefühl noch mehr in den Keller trieb.
Dennoch ist es mir Jahre später gelungen zur Sozialpädagogischen Fachkraft zu werden und parallel dazu die Fachhochschulreife zu erlangen. Ich habe das erneute Mobbing während meiner Ausbildungszeit erduldet, um nach der Ausbildung studieren zu können, denn es war mein großer Wunsch beruflich anderen Menschen zu helfen und mir hierfür umfassende Kompetenzen anzueignen.
Nach meiner Ausbildung erhielt ich die Diagnose Asperger-Syndrom bzw. Autismus-Spektrum-Störung. Als das erste Mal ein Arzt den Autismusverdacht geäußert hatte, hatte mich bereits die Vorstellung empört und entsetzt. Nun jedoch war ich erleichtert endlich zu wissen, warum ich so besondere Schwierigkeiten habe und dass ich nicht einfach nur ein Versager bin, der sich ständig selbst im Weg steht. Geholfen hierbei hat mir, dass ich inzwischen genauere Kenntnisse über Autismus erlangt hatte. Auch wusste ich nun endlich, dass es noch andere gibt, die so sind wie ich, während ich vorher in keine Schublade gepasst hatte.
Vor und während meines Studiums der Sozialen Arbeit habe ich mir weiteres Wissen über Autismus angeeignet und entschied mich schließlich: Ich möchte Menschen aus dem Autismusspektrum helfen, da ich hierbei meine persönlichen Erfahrungen einfließen lassen kann und da gerade Autismus etwas ist, bei dem viel Fachwissen für einen passenden Umgang enorm wichtig ist. Aus diesem Grund habe ich zusätzlich auch noch Autismus studiert.
Heute unterstütze ich Autisten und deren familiäres und sonstiges Umfeld darin, die Stärken und Besonderheiten von Autisten zu verstehen und darauf basierende Umfeldanpassungen zu entwickeln, damit Autisten ihr volles Potential entfalten können und gemeinsam in Harmonie mit anderen Menschen leben, lernen und arbeiten können, ohne Ausgrenzung, ständige Missverständnisse oder übermäßigen Stress zu erleben.
Außerdem trainiere ich Kinder und Jugendliche, Schulkassen und Vorschulklassen im Umgang mit Mobbingsituationen und Konfliktsituationen und stärke ihr Selbstwertgefühl, ihre Selbstbehauptung und ihre Resilienz.
Darüber hinaus studiere ich schon seit Längerem Heilpädagogik und bin somit dabei, meine Kenntnisse stetig zu erweitern. Bei der Heilpädagogik steht der pädagogische Umgang mit Menschen aller Altersklassen mit ganz unterschiedlichen Besonderheiten im Fokus. Das Studium geht hierbei auch auf das Thema Autismus ein.
Ich bin seit 20 Jahren für Menschen da, die besondere Unterstützung oder Zuwendung brauchen
Seit 20 Jahren widme ich mich Personen und Personengruppen, die besondere soziale oder pädagogische Unterstützung und Zuwendung benötigen. Diese Erfahrungen habe ich sowohl innerhalb Deutschlands als auch in verschiedenen europäischen Ländern gesammelt. Ganz bewusst habe ich mich auch sozialen Randgruppen zugewandt, um das Leben in all seiner Vielfalt und all seinen Facetten kennenzulernen. Meine Erfahrungen umfassen ganz unterschiedliche Bereiche wie beispielsweise:
Obdachlosenhilfe
Jugendhilfe
Straffälligenhilfe
Unterstützung von Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen
Nachhilfe für Schulkinder mit und ohne Migrationshintergrund, darunter auch welche mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten bedingt durch ADHS
Beschulung von Jugendlichen mit verschiedenen Besonderheiten (u. a. ADHS), die aus verschiedenen Gründen in normalen Schulklassen nicht zurechtgekommen sind
Unterstützung bei Bewerbungen für Arbeitssuchende
Pädagogische Arbeit in Kindertagesstätten mit verschiedenen Konzepten
Arbeit mit Kindern und Erwachsenen mit körperlichen und geistigen Behinderungen verschiedener Arten und Ausprägungsgrade
Arbeit mit Jugendlichen und Erwachsenen mit psychischen Erkrankungen
Seit Anfang 2021 biete ich Coachings, Trainings, Fortbildungen und Beratungen für die Bereiche Selbstbehauptung, Resilienz und Mobbingprävention sowie für den Bereich Autismus-Spektrum-Störung bzw. Asperger-Syndrom und ähnliche Störungsbilder an.
Seit 10 Jahren liegt mein Hauptfokus auf Autismus
Ich beschäftige mich mit allen Ausprägungsformen der Autismus-Spektrum-Störung mit besonderem Schwerpunkt auf hochfunktionalem Autismus bzw. Asperger-Syndrom. Neben meinen formalen Studien half und hilft mir das intensive Einlesen in die Fachliteratur und der Austausch mit erwachsenen Autisten und Angehörigen autistischer Kinder und Jugendlicher.
Während meines Studiums der Sozialen Arbeit habe ich mehrere Facharbeiten zum Thema Autismus verfasst. Meine Abschlussarbeit für den Bachelortitel habe ich dem Thema Autismus und Drogenkonsum gewidmet und hierzu neben einer ausführlichen Literaturrecherche auch ausführliche biografische Interviews mit autistischen Erwachsenen durchgeführt, welche ihren gesamten Werdegang ab dem Kindergartenalter geschildert haben.
Überdies gehöre ich zu den ganz wenigen Menschen in Deutschland, die nicht nur Soziale Arbeit sondern auch Autismus studiert haben und somit auch Hochschulabschlüsse speziell für den Bereich Autismus vorweisen können.
Da ich zudem selbst Asperger-Autistin bin, kann ich mich gut in Autisten hineinversetzen und sie verstehen, statt nur anhand ihres Verhaltens über sie zu urteilen. Entsprechend ist es mir wichtig, individuell herauszufinden und hervorzuheben, was Autisten wirklich brauchen, um sich im (vor-)schulischen Umfeld, Arbeitsumfeld und privaten Umfeld wohlfühlen zu können, statt ihnen nur ein anderes, gesellschaftskonformeres Verhalten aufzwingen zu wollen oder Dinge von ihnen zu verlangen, die ihnen nicht möglich sind oder die sehr unangenehm oder gar auf lange Sicht schädlich für sie sind.
Das sind meine Grundsätze und Bestrebungen:
Verständnis
Wer seinen Gegenüber versteht, ist mehr bereit und fähig, dessen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Ohne Verständnis und Rücksichtnahme haben gerade Autisten in unserer Gesellschaft kaum eine Chance auf ein gesundes, produktives, erfüllendes Leben. Daher unterstütze ich Autisten und Nichtautisten dabei, einander besser zu verstehen und kommunikative und „interkulturelle“ Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
Harmonie
Ziel meiner Arbeit ist ein friedliches, harmonisches Zusammenleben zwischen Menschen in all ihrer Vielfalt mit und ohne Autismus und sonstige neuronale Besonderheiten. Ebenso ist mir Harmonie und Rücksichtnahme zwischen Mensch und Tier. Auch setze ich mich dafür ein, auch Menschen, die nicht viel Wert auf Freundschaften und geselliges Beisammensein legen, Akzeptanz und Respekt entgegenzubringen statt ihren Status als „Außenseiter“ abzustrafen oder auszunutzen.
Selbstvertrauen
Kinder und Erwachsene, die Mobbing erleben oder wegen Autismus und sonstiger Besonderheiten nicht so akzeptiert werden, wie sie sind, bemühen sich oft verzweifelt, sich zu ändern, sich anzupassen und Freunde zu finden, stoßen dabei jedoch immer wieder an Grenzen. Dies wirkt sich schädlich auf das Selbstwertgefühl aus. Daher unterstütze ich sie darin, ihre eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen, zu verstehen und zu akzeptieren im Wissen, dass auch andere Menschen Schwächen haben.
Zielstrebigkeit
Damit das Leben als lohnenswert und sinnvoll erlebt wird, ist es gut, sich persönliche Ziele zu setzen und diese anzustreben. Daher unterstütze ich Menschen beim Setzen und Erreichen von Zielen, um sie in ihrer persönlichen Weiterentwicklung voranzubringen und damit sie ihr Potential voll entfalten können. Selbstzweifel, Entmutigung und andere Stolpersteine auf diesem Weg werden bestmöglich aus dem Weg geräumt. Die Ziele können jederzeit dynamisch neu angepasst werden.